Berlin, 08.10.2020. Für alle Unternehmen der Bahnbranche war der pandemiebedingte Lockdown im März und April dieses Jahres eine Herausforderung. Zusätzliche zu den Kontaktbeschränkungen im Büro und Werkstätten sowie Hygienekonzepten in den Verkehrsmitteln sind Mitarbeitende in Kurzarbeit geschickt und Ausbildungen zunächst auf Eis gelegt worden.
Nicht so bei der Deutschen Bahn: In einem gemeinsamen Kraftakt verschiedener Interessengruppen wurden die Ausbildungskonzepte innerhalb von wenigen Tagen vollständig digitalisiert. Diese Geschäftsfeld- und bereichsübergreifende Taskforce hatte zum Ziel, Ausfälle zu vermeiden und allen Azubis einen pünktlichen Abschluss ihres Lehrjahres zu ermöglichen.
Trotzdem sollte die Sicherheit aller Beteiligten gewahrt und die Verbreitung des Virus so gut wie möglich unterbunden werden.
Mittlerweile wertet die Personalabteilung der Deutschen Bahn ihre Strategie als Erfolg – die Azubis im dritten Lehrjahr konnten ihre Ausbildung ohne coronabedingte Verzögerungen beenden und der neue Jahrgang 2020 pünktlich im September beginnen.
Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten setzt die die Deutsche Bahn auf Personal – mit insgesamt 4.700 neuen Auszubilden in über dreißig Ausbildungen haben sie einen unternehmensinternen Rekord aufgestellt.

Die Strategie der Deutschen Bahn

Innerhalb weniger Tage wurde die gesamten Ausbildungskonzepte der Deutschen Bahn in digitale Kanäle verlagert. Die Ausbildungen wurden auf ihre wesentlichen Inhalte heruntergebrochen und diese, soweit wie möglich, für die passenden Formate digital aufbereitet.
Zum Teil war die Infrastruktur dafür bereits vorhanden: In den kaufmännischen Ausbildungen ist das sogenannte „Blended Learning“ seit mehreren Jahren ein fester Bestandteil der Ausbildung. Darüber hinaus bekommen alle Azubis der Deutschen Bahn für ihre Ausbildung ein Tablet zur Verfügung gestellt.
Schwieriger war hingegen die Fortführung der gewerblich-technischen sowie der bahnspezifischen Ausbildungen, die praktischen Unterricht in Werkstätten und an den Zügen voraussetzt. Aber auch hier sind die verschiedenen Lerneinheiten bestmöglich digitalisiert worden. Darüber hinaus wurden verschiedene Nachholszenarien entwickelt und der Lernprozess dokumentiert.
Trotzdem waren die sieben Wochen reines Homeoffice und selbstorganisiertes Lernen für viele Azubis eine ungewohnte Erfahrung, die aber durch die Unterstützung der Ausbilder/innen mit festen Chatzeiten, virtuellen Gruppenarbeiten sowie einem sozialpädagogischen Betreuungsangebot aufgefangen wurde.
Allgemein waren die Ausbilderinnen und Ausbilder positiv überrascht von der Disziplin und Lernbereitschaft „ihrer“ Azubis, die sich trotz der unsicheren Umstände auf die neuen Gegebenheiten des Unterrichts eingelassen haben.
Zeitgleich wurde von der besagten Taskforce die Rückführung in den Präsenzunterricht unter Berücksichtigung der Auflagen durch das Gesundheitsamt berücksichtigt, um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Ab Anfang Mai wurde der Präsenzbetrieb vorsichtig wieder aufgenommen. In den Ausbildungswerkstätten und Trainingszentren ist unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes konnten sich die Azubis und Ausbilderinnen und Ausbilder das erste Mal nach mehreren Wochen wieder live sehen. Seitdem wird der Unterricht in einer Kombination aus digitalen und Präsenzeinheiten angeboten.

Fazit

Im Rückblick auf die vergangenen Ausbildungsmonate ist unter Berücksichtigung der Umstände viel Positives zu vermerken: Die Zusammenarbeit der verschiedenen Parteien hat auch digital gut funktioniert und Ausfälle sowie Verzögerungen im Rahmen der Ausbildung sind vermieden worden.
Gleichzeitig freuen sich alle Beteiligten über das gemeinsame Vor-Ort-Lernen, da hier eine Gruppendynamik sowie ein Zugehörigkeitsgefühl zu Bahnbranche entstehen können.
Nun steht eine Evaluation der vergangenen Monate an: wo können Lücken geschlossen, wo Programme optimiert werden? Was hat die Deutsche Bahn aus den vergangenen Monaten gelernt, um sich so gut wie möglich auf einen potenziellen weiteren Lockdown vorzubereiten.
So wurden die 4.700 neuen Azubis z. B. Anfang September mit einer virtuellen Veranstaltung bei der Deutschen Bahn willkommen geheißen.