Echte Mitarbeiter.
Echte Erfahrungen.

Warum ein Job in der Bahnbranche?
Was ist Ihre Motivation, was planen Sie für Ihre Zukunft und was empfehlen Sie Neueinsteigern in der Branche?

Diese und weitere Fragen werden hier von echten Mitarbeitern aus der Bahnbranche beantwortet. Die Antworten geben authentische Einblicke in die Arbeitswelt rund um die Schiene – aber auch in die Tätigkeit bei den jeweiligen Unternehmen. Um mehr von den Mitarbeitern und ihrem Arbeitsalltag zu erfahren, klicken Sie einfach auf das Plus-Zeichen neben den Gesichtern.

Mitarbeiter, die über
SchienenJobs einen Job gefunden
haben, erzählen

Ulrike Hunscha, Allianz pro Schiene

Ulrike Hunscha, Leiterin Drittmittelprojekte, Allianz pro Schiene e.V.

„Für die Eisenbahn zu arbeiten, war schon mein Kleinmädchentraum. Dank des umfassenden Angebots auf SchienenJobs.de konnte ich mir diesen Herzenswunsch erfüllen und habe bei der Allianz pro Schiene e.V. einen Job gefunden, der mich einfach rundum glücklich macht.“

Andreas Klatt

Andreas Klatt, Bauleiter, HERING Bahnbau GmbH

Wie sind Sie auf SchienenJobs aufmerksam geworden?
Auf SchienenJobs bin ich durch das Internet und die Hering Gruppe aufmerksam geworden.

Warum haben Sie sich für einen Job in der Bahnbranche entschieden?
Jede Baumaßnahme bietet neue Herausforderungen. Mein Job als Bauleiter fordert ein hohes Maß an Genauigkeit und Qualität, sodass ich mein Arbeitsfeld ständig im Blick behalten muss.

Was begeistert Sie an Ihrem Job?
Die tägliche Bewältigung neuer Aufgaben, abwechslungsreiche Arbeitsabläufe, Teamgeist, Zusammenhalt, Personalverantwortung und das Führen von komplexen Baumaßnahmen.

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihre Karriere?
Das Karrieremodell der Hering Gruppe baut darauf auf, die Mitarbeiter auf vielen Themengebieten zu schulen, damit sie ihre Ziele erreichen können.
Mein persönliches Ziel: eine weitere Führungsebene erreichen.

Welchen Tipp haben Sie für Jobsuchende?
Bleiben Sie dran und verfolgen Sie das Berufsziel, dass Sie erreichen wollen, stetig.
Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen und Aufgeschlossenheit runden Ihr Profil ab.

Fachkräfte und Azubis
berichten über ihren Arbeitsalltag

Harold Altmeyer

Harold Altmeier, Oberbauleiter, HERING Bahnbau GmbH

Warum haben Sie sich für einen Job in der Bahnbranche entschieden?
Mir gefällt die Arbeit im Team und das ständig wechselnde Arbeitsumfeld. Außerdem gibt es die Möglichkeit, über den zweiten Bildungsweg einzusteigen und Karriere zu machen. Bei den Jobs im Bahnbau sieht man am Ende des Tages, was man geschafft hat.

Was motiviert Sie täglich an Ihrer Arbeit?
Der Umgang mit den Mitarbeitern, Baumaßnahmen zusammen zu planen und auszuführen sowie die Herausforderung innerhalb kürzester Zeit (Wochenende) etwas als Team auf die Beine zu stellen. Außerdem die Freiheit, eigenverantwortlich zu handeln und Entscheidungen zu treffen.

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihre Karriere?
Mit 57 habe ich keine Karrierepläne mehr. Aber nach 42 Jahren Bahnbau möchte ich mein Wissen gern weitergeben.

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Job?
Wenn aus einem Facharbeiter ein Polier wird.
Einen Polier zum Bahnbau auszubilden.
Wenn die Jugend nach 4-5 Jahren kompetent nachrückt.
Auf Baustellen bezogen: Der Umbau des Hauptbahnhof Magdeburg – der erste ICE-Bahnhof in den neuen Bundesländern.

Welchen Tipp haben Sie für Neueinsteiger?
Ehrlichkeit, Fleiß und Zuverlässigkeit sind wichtig.
Stellt immer Fragen und lernt von den älteren Kollegen.
Sichert euren persönlichen Erfolg durch Fortbildungen.
Meine eigene Geschichte im Bahnbau zeigt, das alles möglich ist: 1977 Hilfsarbeiter, 1984 Werkpolier, 1987 IHK-Meister, 1991 Oberpolier, 1996 Bauleiter, 2000 Oberbauleiter, 2002 Bauüberwacher Bahn, 2017 Oberbauleiter.

Pierre Fiedler

Pierre Fiedler, Triebfahrzeugführer, Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH

Mein eigentlicher Traumberuf war ein anderer. Der Beruf als Lokführer ist aber mittlerweile zu meinem Traumberuf geworden. Ich würde mich immer wieder für die AVG entscheiden, da ich mich hier sehr gut aufgehoben fühle.

Miriam Fröhlich

Miriam Fröhlich, Projekt- und Bauleitung, STRABAG Rail GmbH

Warum haben Sie sich für einen Job in der Bahnbranche entschieden?
„Bereits in der Kindheit wurde mein technisches Interesse bei Handwerksarbeiten mit meinem Vater geweckt und ich habe die Entscheidung für ein technisches Studium getroffen. Während des Studiums entschied ich mich aufgrund der Vielseitigkeit des Tätigkeitsfeldes für die Spezialisierung im Tiefbau Infrastruktur. Ich habe mich für die Bahnbranche entschieden, weil ich die Herausforderung suche, unter dem rollenden Rad in der zur Verfügung gestellten Bauzeit eine Leistung zu koordinieren und fertig zu stellen.“

Was motiviert Sie täglich an Ihrer Arbeit?
„Die Zusammenarbeit im Team, Personalverantwortung und die Fertigstellung der Projekte.“

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihre Karriere?
„Aktuell nehme ich an der Schulungsreihe „Die vielseitige Projektleitung“ zur Erweiterung meiner Tätigkeitsfelder in der Personal- und Projektverantwortung und zum Abschluss größerer und komplexerer Projekte teil.“

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Job?
„Die Fertigstellung der ersten selbst geplanten und durchgeführten Baumaßnahme, die alles umfasste: Planung, Ausführung, Abnahme und positives Ergebnis.“

Welchen Tipp haben Sie für Neueinsteiger?
„Durchhaltevermögen macht sich am Ende bezahlt – genauso wie eine gute Rechtsschutzversicherung! “

Lars Gerloff

Lars Gerloff, Bauleiter im konstruktiven Ingenieurbau, STRABAG Rail GmbH

Warum haben Sie sich für einen Job in der Bahnbranche entschieden?
„Mich hat schon immer der Beruf des Bauingenieurs in Verbindung mit dem Schienenverkehr gereizt. Außerdem möchte ich zur Verbesserung der Infrastruktur unseres Landes beitragen und dabei mit modernster Technik arbeiten. Der Job ist vielfältig, spannend und abwechslungsreich durch immer wieder neue Projekte und die zum Einsatz kommenden innovativen Techniken und Verfahren.“

Was motiviert Sie täglich an Ihrer Arbeit?
„Das Arbeiten in der Bahnbranche ist sehr abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere. Es gilt, immer wieder neue Herausforderungen anzunehmen und praktikable Lösungen unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit zu erarbeiten.
Täglich koordiniere ich Gewerke und Materialien, überwache Bauprozesse, behalten Kosten und Termine im Blick und organisiere die Abstimmung zwischen Planern und ausführenden Firmen.“

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihre Karriere?
„Das Karrieremodell der STRABAG untersützt mich beim Vorankommen Ich strebe zunächst den Projektleiter und später den Technischen Gruppenleiter an.“

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Job?
„Selbst mittendrin zu sein und meinen Teil dazu beizutragen, dass die Sperrpausen, an denen ich bis heute teilnehme, pünktlich beendet werden und die Züge wieder nach Plan über die neu errichteten Stahlbeton- bzw. Stahlbrücken rollen.“

Welchen Tipp haben Sie für Neueinsteiger?
„Das Berufsbild des Bauleiters zeichnet sich durch Teamfähigkeit und die damit verbundene Kommunikationsstärke aus. Man muss selbstbewusst auftreten und entscheidungsfreudig sein, Neuem aufgeschlossen gegenübertreten und Durchsetzungsvermögen zeigen. Außerdem darf man keine Angst vor täglich neuen Ereignissen und Herausforderungen haben. Vorausschauendes, wirtschaftliches und unternehmerisches Denken und Handeln ist ebenfalls sehr wichtig. Der persönliche Fokus muss sich auf die Gesamtheit des Projektes richten, die damit einhergehende Arbeitsweise ist stetig anzupassen, unter der Berücksichtigung der persönlichen Weiterentwicklung. “

Dennis Mashemke, dispo-Tf Education GmbH

Dennis Maschemke, Standortleiter/Trainer Bahnbetrieb, dispo-Tf Education GmbH

Warum haben Sie sich für einen Job in der Bahnbranche entschieden?
„Das war und ist für mich ein ganz besonderer Job. Er fasziniert mich einfach!“

Was motiviert Sie täglich an Ihrer Arbeit?
„Der Job macht mir einfach Spaß. Die Tätigkeit und auch mein Arbeitgeber erfüllen meine Erwartungen und Vorstellungen von einem guten Job. Letztendlich kann ich gut davon leben und das ist Motivation genug für mich.“

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihre Karriere?
„Ich mag keinen Stillstand. Daher möchte ich mich auch in Zukunft ständig weiterbilden und darüber auch den einen oder anderen Positionsaufstieg erreichen.“

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Job?
„Die bestandene praktische Abschlussprüfung! Danach bin ich bei bestem Wetter mit Funkfernsteuerung in einer Seelenruhe mit einer Rangierabteilung an einem Fluss entlang gefahren. Nette Abende mit Kollegen nach Feierabend gehören eben auch zum Job dazu.“

Welchen Tipp haben Sie für Neueinsteiger?
„Neueinsteiger sollten eine gesunde Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten und Verfassung mitbringen. Leichtsinn und Übermut ist in diesem Job absolut fehl am Platz. Wer fleißig und engagiert bei der Sache ist, der kann hier richtig was erreichen.“

Foto: nest5media

Rick Ottilie

Rick Ottilie, Bauleiter, STRABAG Rail GmbH

Warum haben Sie sich für einen Job in der Bahnbranche entschieden?
„Ich habe mich für die Bahnbranche entschieden, weil sie eine Vielzahl an abwechslungsreichen Arbeitsvorgängen bietet, welche ein hohes Maß an Genauigkeit erfordern.“

Was motiviert Sie täglich an Ihrer Arbeit?
„Es motiviert mich, täglich neue Aufgaben zu bewältigen, mich dadurch kontinuierlich weiterzuentwickeln und Neues zu erlernen. Aber auch das gute Miteinander unter den Kollegen und der daraus resultierende freundliche Umgang motiviert mich für jeden neuen Arbeitstag.“

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihre Karriere?
„Meine Zukunftspläne sind, dass ich mich täglich weiterentwickeln möchte und somit meine Karriere bis zu einem Standpunkt vorantreibe, welcher mich zufriedenstellt.“

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Job?
„Vom ersten Tag an habe ich mich im einem bereits bestehenden Team willkommen gefühlt, welches mich als Neueinsteiger freundlich aufgenommen und sofort integriert hat und mir stets hilfsbereit zur Seite steht.

Welchen Tipp haben Sie für Neueinsteiger?
„Ergreift die Initiative, auch bisher unbekannt Aufgabenbereiche zu bearbeiten und vertraut auf das eigene Können. Geht auf die Kollegen zu und stellt eure Fragen.“

Ulf Uiselt

Ulf Uiselt, Werkpolier Tief- und Bahnbau, STRABAG Rail GmbH

Warum haben Sie sich für einen Job in der Bahnbranche entschieden?
„Ich habe zuvor eine Ausbildung zum Industriemechaniker Maschinen- und Systemtechniker abgeschlossen. Die Aufgaben haben mich nicht erfüllt, daher habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht. Im Gespräch mit meinem Bruder, welcher als Stahlbauer im Bahnbau tätig ist, wurde mein Interesse am Bahnbau geweckt. Daraufhin habe ich mich für eine Ausbildung als Tiefbaufacharbeiter mit Spezialisierung auf Gleisbau entschieden.“

Was motiviert Sie täglich an Ihrer Arbeit?
„Die täglichen Herausforderungen, aber auch die Vielschichtigkeit und Abwechslung in der Ausführung und am Einsatzort.“

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihre Karriere?
„Nach Abschluss meines Werkpoliers im Jahr 2012 soll der Meister im Bahnbau der nächste große Schritt sein.“

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Job?
„Die mängelfreie Abnahme nach Fertigstellung einer Baumaßnahme und das anschließende Baustellenfest.“

Welchen Tipp haben Sie für Neueinsteiger?
„Durch Aufgeschlossenheit und Interesse am Job sind den Karrieremöglichkeiten keine Grenzen gesetzt.“

Tamara Weschler

Tamara Weschler ist die jüngste Ausbilderin der AVG

„Ich bewarb mich bei der AVG völlig ins Blaue hinein. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt. Tatsächlich wollte ich einfach mehr Geld verdienen und etwas Neues machen. Wenn ich den Leuten erzähle, ich fahre Eisenbahn und dürfte mit der nötigen Fahrzeugkunde auch einen ICE bedienen, sind sie überrascht“.

Nach 3 Jahren im Fahrdienst hat sie sich zur Ausbilderin weiterqualifiziert: „Elf Ausbilder sind wir aktuell. Ich habe das beste Team, das man sich vorstellen kann. Wir stehen zu 100 Prozent füreinander ein. Und ich habe jeden Tag Spaß bei der Arbeit. Und es kommt ständig Neues dazu. Mit jedem Vorfall auf den deutschen Strecken, ändert sich ein Regelwerk. Das Eisenbahnwesen lebt. Da wird dir nie langweilig“, schwärmt sie. Ihren Schülern will sie eine gute Lehrerein sein – das sieht sie als tägliche Herausforderung. „Ich will, dass sie bestehen, dass sie richtig gut sind. Wenn sie mich dann auch noch nett finden, so wie ich meine Ausbilder toll fand, dann habe ich gewonnen.“

Plötzlich Lokführer
Die Junglokführer – der erste Tag

Mario Meier und Noah Katic im Interview

André und Matthes (am Kopfende des Tisches) sitzen kerzengerade. Beide wissen, was sie wollen: Den Lokführerschein.

Zwanzig lange Jahre saß André Kleinbölting im Fahrerhaus seines Lkw und alles sprach dafür, dass er auch die nächsten zwanzig Jahre dort sitzen würde. Doch der 43-Jährige hat auf die Bremse getreten und einen Neuanfang gewagt. Seit Oktober lernt Kleinbölting den Beruf Lokführer auf einer Akademie der SBB Cargo International. Die Allianz pro Schiene wird den Quereinsteiger durch seine zehnmonatige Ausbildung am Standort Köln begleiten und in loser Folge berichten: Von den Hochs und Tiefs, von Prüfungen und Weckern, die nachts um zwei zur Frühschicht rufen, von Dienstplänen, Schweiß und Freudentränen.

Die „Villa“ der SBB Cargo liegt paradiesisch: Direkt am Umschlagbahnhof Köln Eifeltor und mitten im Gleisfeld. Besser kann eine Güterbahn nicht residieren, erst recht nicht, wenn die hauseigene Akademie Umsteiger für ihre Lokomotiven gewinnen will. Und da sitzen sie auch schon, die sechs Lokführeranwärter an ihrem ersten Schultag. André Kleinbölting ist einer von ihnen, und er hat den Kuli schon gezückt, als der Ausbilder die Papiere zu ihm rüberschiebt: Ausbildungsvertrag, Übernahmegarantie, Personalbogen, Bahncard 100 für die Fahrten zu den Einsatzorten. Kleinbölting liest, füllt aus und unterschreibt, alles in einem Zug, ohne zu überlegen. Wie ein Mann, der weiß, was er will.

Akademie-Chef Matthias Birnbaum begrüßt die Neulinge und sammelt dann die Formulare ein. Einer hat vergessen, seinen Namen einzutragen. „Wie Sie heißen. Bitte hier eintragen.“ Einer anderer hat das Feld „Tätigkeit“ leergelassen. „Schreiben Sie da rein, welchen Job Sie machen.“

„Lokführerschule.“

„Natürlich den davor.“

„Arbeitslos.“

„Dann schreiben Sie das hin.“

Die Papiere von Andre Kleinbölting sind komplett und fehlerfrei. Birnbaum nickt zufrieden und lässt die Vorstellungsrunde beginnen. Kleinbölting, der sehr aufrecht und fast feierlich an seinem Resopaltisch sitzt, ist mit 43 Jahren der älteste in der Runde. Seine Mitschüler sind alle in den Zwanzigern. Die vertraute Klassenraum-Lümmelhaltung nehmen ihre Körper ganz von selbst wieder ein.

„Ich war Vertriebler. Das war nicht so meins.“

„Anlagetechniker. Hat mir nicht gefallen.“

„Lagerarbeiter. Nix für immer.“

„Nach der Schule irgendwie den Faden verloren. Das ist meine erste Ausbildung.“

Kleinböltings Geschichte ist ein wenig länger. Er schaut zurück auf mehr als 20 Jahre Berufserfahrung im Führerhaus eines Lkw und musste zäh kämpfen, damit er heute hier sein durfte: Mit sich selbst, mit seiner Frau, mit dem Arbeitsamt. Denn allen musste er klarmachen, warum er in der Mitte seines Lebens plötzlich Lokführer werden wollte. „Das war schon als Kind mein Traum. Und dafür muss jetzt endlich Zeit sein.“

Die Fenster des Schulungsraums stehen offen. Links und rechts donnern Güterzüge vorbei. Zwei Ausbilder verteilen Pakete mit der „Persönlichen Schutzausrüstung“ – festen Schuhen, orangefarbener Sicherheitsweste und Helm. Danach steht die Sicherheitsunterweisung auf dem Stundenplan. „Aber vorher“, sagt Chefausbilder Jan Bölk, „steigen wir mal schnell auf die Lok. Die parkt hier gleich vor dem Haus.“ Die künftigen Lokführer schauen sich einen Moment lang an: Wow. Das ist ein guter Tag.

Noah Katic (links) und Mario Meier (rechts) im Interview mit der Allianz pro Schiene

Wechsel in der Mitte des Lebens: André Kleinbölting will nicht mehr Lkw fahren. Für seine Umschulung zum Lokführer hat er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt.

Plötzlich Lokführer: Das erste Interview

Allianz pro Schiene: Herr Kleinbölting, warum wollen Sie nicht mehr Lkw fahren?

Nach der Realschule war ich bei der Bundeswehr. Weil ich den passenden Führerschein hatte, hieß es: Du bist eingeteilt. Und danach bin ich am Lkw hängengeblieben. Ein Freund sagte: „Fahr mal n’Tag mit.“ Zuerst dachte ich: Cool, mit dem Riesending durch die Gegend fahren, aber nach drei Jahren wusste ich: Das ist nicht das Wahre.

Allianz pro Schiene: Was war so schlimm?

Man gibt jeden Tag Gas, holt die Kohlen aus dem Feuer, ist der Handlanger, wuchtet fünf Meter lange Doppel-T-Träger auf die Ladefläche und zum Schichtende kommt garantiert der Anruf vom Chef: „Du bist doch gerade da und da. Um die Ecke ist was einzuladen.“ Du wirst ausgequetscht bis zur letzten Minute. Und dann heißt es: „Lad‘ mal bisschen mehr als erlaubt. Du hast doch das stärkste Auto.“ Oder am Wochenende: „Überraschung: Morgen gibt’s eine Zwei-Tagestour. Du musst leider im Lkw schlafen.“ Und wenn man nach der Bezahlung fragt, sagt der: „Wenn du zu Hause im Bett liegst, zahl ich dir das auch nicht.“ Das sind die Sprüche, die ich als Lokführer garantiert nicht mehr hören werde.

Allianz pro Schiene: Lokführer sind Mangelware und heiß begehrt. War der Wechsel für Sie leicht?

Nein, ganz schwer. Sonst hätte ich auch nicht so lange dafür gebraucht. Ich hatte mehrfach Angebote, etwa als Dispo Triebfahrzeugführer anzufangen. Aber mein Arbeitsvermittler hat sich geweigert, mir einen Bildungsgutschein für die Umschulung zu geben.

Allianz pro Schiene: Warum?

Er meinte: „Es werden dringend Lkw-Fahrer gesucht. Da finden Sie was. Und von einem Mangelberuf in den anderen Mangelberuf wechseln, da helfe ich Ihnen nicht.“

Allianz pro Schiene: Das bedeutet, die Quereinsteiger müssen möglichst hoffnungslose Fälle sein?

Einer, der sein ganzes Leben rumhängt und am Güterwagen zuerst guckt, ob genug Luft im Rad ist, der hat mehr Chancen auf einen Bildungsgutschein, als jemand, der sich aus Interesse verändern will.

Allianz pro Schiene: Aber Sie haben es doch geschafft.

Weil ich es unbedingt wollte. Aber es war ganz knapp. Im Internet bin ich auf die Jobbörse „SchienenJobs“ gestoßen. Hier sieht man alle Lokführer-Akademien auf einen Blick. Und die SBB-Cargo hatte eine Idee, wie sie mich in das Programm aufnehmen konnte.

Allianz pro Schiene: Sind Sie denn sicher, dass Sie mit Lokführer richtigliegen?

Als Kind habe ich schon gewusst, dass ich Lokführer werden will. Ich habe immer die schönsten Phantasiezüge zusammengebaut. Und jetzt ist mein Sohn gerade ein Jahr alt. Ich habe gemerkt, dass ich ihm nicht sagen will: „Dein Papa fährt Lastwagen.“ Ich will ihm sagen: „Dein Papa arbeitet für die Eisenbahn.“

Allianz pro Schiene: Und heute…

Heute ist es Wirklichkeit geworden.

Text und Interview: Barbara Mauersberg

Fotos: Michael Claushallmann

 

Weitere Folgen der Reihe „Plötzlich Lokführer“ auf der Webseite der Allianz pro Schiene

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