Bahnstrecken bauen ist aufwändig, teuer, nimmt Zeit in Anspruch und benötigt oft viele Genehmigungen von verschiedensten Instanzen.
Dabei gibt es eine nicht zu unterschätzende Anzahl Stecken, die seit der Bahnreform 1994 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt worden sind.
Der Verband der Verkehrsunternehmer (VDV) und die Allianz pro Schiene reichen nun einen erweiterten Vorschlag für eine umfangreiche Reaktivierung von insgesamt 238 Strecken mit einer Gesamtlänge von über 4.016 km ein. Damit könnten mehr als 291 Städte und Gemeinden mit insgesamt drei Millionen Einwohnern wieder an das deutsche Schienennetz angebunden werden, meinte Jörgen Boße, Vorsitzender des VDV-Ausschusses für Eisenbahninfrastruktur und Vorsitzender der Usedomer Bäderbahn.

Hier finden Sie eine interaktive Karte zu den besagten Strecken.

Erneute Ankoppelung des ländlichen Raums

Insbesondere im ländlichen Raum sind Kleinstädte und Mittelzentren in den vergangenen Dekaden kontinuierlich vernachlässigt worden. Seit 1994 wurden insgesamt mehr als 6.000 km des Schienennetzes stillgelegt, mehrheitlich Nahverkehrsverbindungen zwischen kleineren Städten und Gemeinden. Aus der Sicht der Verkehrswende ein fataler Schritt, da über 70 Prozent der Bevölkerung in kleineren und mittelgroßen Städten oder im ländlichen Raum wohnen. Auch ihnen muss der Zugang zu umweltfreundlichen und effizienten Angeboten im Schienenverkehr ermöglicht werden.
Die Reaktivierung bereits vorhandener Schieneninfrastruktur bedeutet aber nicht nur den Wiederanschluss von Gemeinden und Regionen an das Netz, sondern auch eine Unterstützung der Wirtschaft durch die Stärkung des Güterverkehrs und der Schaffung von Arbeitsplätzen.
So werden die stillgelegten Strecken nicht nur zunächst durch Gleisbauer auf ihren Zustand überprüft und gegebenenfalls repariert werden, auch die Züge werden mit Personal wie Lokführer oder Zugbegleiter bedient und die Infrastruktur und damit Lebensqualität in den ländlicheren Regionen gestärkt.

Die Sterne stehen gut

Aber nicht nur aus der Bevölkerung erfahren die geplanten Reaktivierungen Unterstützung: Von politischer Seite haben die Reaktivierungen gute Chancen. Nicht nur haben sich die Reaktivierungen von Strecken in den vergangenen Jahren ausschließlich als lohnenswert erwiesen, durch eine Änderung im Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz wird nun auch mehr finanzielle Unterstützung durch den Bund bereitgestellt.

Ebenso fördert die Reaktivierung der Bahnstrecken die von der Bundesregierung angestrebte Fahrgastverdoppelung bis 2030 von 30 Millionen auf 60 Millionen Fahrgäste.