Die Modernisierung des Güterverkehrs ist ein Anliegen vieler Cargo-Unternehmen. Dem abzusehenden Mangel an Personal sowie sehr zeitintensiven Rangiervorgängen soll in Zukunft mit modernen Technologien und automatisierten Abläufen entgegengesteuert werden. Ziel ist es, den Güterverkehr auf der Schiene effizienter sowie personal- und kundenfreundlicher zu gestalten.

Die Schweizerische SBB Cargo nimmt hierbei eine Vorreiterrolle ein. Im Rahmen des Projekts „Ein-Personen-Betrieb“ arbeitet sie gemeinsam mit verschiedenen Unternehmen an der Automatisierung verschiedener Rangierprozesse. Insbesondere die Zustellung und Abholung von Güterwagen, bisher eine Aufgabe für mindestens zwei Mitarbeitende, wird mit der Integration verschiedener Systeme in Zukunft von nur einer einzelnen Person durchgeführt werden können sowie nur einen Bruchteil der Zeit in Anspruch nehmen.

Drei Systeme – ein Ziel

Das Projekt „Ein-Personen-Betrieb“ besteht aus drei verschiedenen Komponenten.

Das Kollisionswarnsystem besteht aus Sensoren und Kameras am Triebfahrzeug, welche eventuelle Hindernisse erkennen und akustische wie auch visuelle Warnsignalen an einen Bildschirm schicken. Das Triebfahrzeug kann so über Funk vom Lokführer gesteuert werden, ohne dass er/sie sich selbst bei der Lok aufhalten muss. Neben der erhöhten Sicherheit durch die Automatisierung beschleunigt das System den Rangiervorgang eines Güterzuges deutlich und spart an Personal. Verschiedene Ausführungen dieses Systems von unterschiedlichen Lieferanten werden derzeit an diversen Rangierloks getestet.

Die Automatische Kupplung findet sich nicht nur am Triebfahrzeug, sondern an allen Waggons eines Güterzuges. Seit 2018 wurden insgesamt 100 Waggons und 25 Loks der SBB Cargo mit einer automatischen Kupplung nachgerüstet. Der Rangiervorgang wird so deutlich beschleunigt und für die Mitarbeitenden sicherer gemacht. Im Gegensatz zu der herkömmlichen manuellen Kupplung, welche zeit-, personal- und kostenintensiv ist, basiert das neue, automatische System auf mechanischen und pneumatischen Prinzipien und benötigt zum Entkuppeln der Waggons nur einen Handgriff.

Nicht zu vergessen ist die Automatische Bremsprobe. Dieses System wurde gemeinsam von der SBB Cargo, der Firma PJ Messtechnik und der Rail Cargo Austria entwickelt und seit Mitte 2017 im Binnenverkehr getestet. Die allgemeine Zulassung wird bis Mitte 2020 erwartet. Auch bei diesem System steht die Sicherheit der Mitarbeitenden sowie die effiziente Gestaltung der Rangierabläufe im Vordergrund. Die Automatische Bremsprobe verkürzt die Zeit, welche für die Überprüfung der Bremsfunktionen am Triebfahrzeug und den einzelnen Waggons vorgenommen werden muss, von rund 40 Minuten auf etwa 10 Minuten. Darüber hinaus kontrollieren die Mitarbeitenden nun den Verlauf der Bremsproben über ein Tablet und nicht mehr direkt am Zug.

Automatisiert in das neue Jahrzehnt

Die SBB Cargo setzt mit ihrem Projekt einen wichtigen Meilenstein für den Güterverkehr auf der Schiene. Innovationen und Modernisierungen vereinfachen die Betriebsabläufe und halten den Güterverkehr langfristig konkurrenzfähig und effizient. Gleichzeitig bietet die Integration der oben beschriebenen Systeme eine Teillösung für den anhaltenden Arbeitskräftemangel, welcher durch die abzusehenden Pensionierungen in den kommenden Jahren noch verstärkt werden wird. Rangierabläufe werden durch automatisierte Systeme sicherer, können mit weniger Personal durchgeführt werden. Mit den letzten Erprobungen und hoffentlich baldigen Zulassung der Systeme steht dem Güterverkehr für das neue Jahrzehnt nichts mehr im Weg.

Quelle: Den vollständigen Artikel finden Sie in der Fachzeitschrift „Deine Bahn“, 47.Jahrgang, Dezember 2019, S. 18-21.
Bildquelle: © SBB CFF FFS