Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit Flüchtlingen die Möglichkeit für eine Ausbildung zum S-Bahn- oder Lokführer bieten. An dem Projekt ist auch die Karlsruher Nahverkehrsgesellschaft AVG beteiligt,  die zuletzt immer wieder mit Zugausfällen als Folge von Personalengpässen zu kämpfen hatte. Binnen 15 Monaten sollen die Beteiligten in der Lage sein, ein sogenanntes Triebfahrzeug – eine Lok oder eine S-Bahn – auf der Schiene zu führen, wie das Verkehrsministerium am Dienstag mitteilte.

Voraussetzung sind neben einer technischen Vorbildung, ausreichende Deutschkenntnisse und ein geklärter Aufenthaltsstatus.  Das Ministerium plant,  die Eisenbahnunternehmen bei der Qualifizierung der Flüchtlinge von den Kosten teilweise zu entlasten. Vorgesehen ist, sogenannte Integrations-Coaches zu finanzieren, die die künftigen Fahrzeugführer unterstützen. „Daneben sollen Sprachkurse von den Eisenbahnunternehmen organisiert und damit die allgemeine Sprachförderung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ergänzt werden“, heißt es in der Mitteilung. Die Bundesagentur für Arbeit sagte zu, entsprechende Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu unterstützen.

Drei Modellregionen

Um das Konzept passgenau auf die Bedürfnisse der Eisenbahnunternehmen abzustimmen, wurde laut Ministerium bei einem Runden Tisch vereinbart, das Konzept zunächst in drei Modellregionen zu erproben: Karlsruhe/Mannheim,  Stuttgart, und Zollernalb/Hechingen. In jeder Region sollen 15 künftige Fahrzeugführer ausgebildet werden. Vom Sommer 2019 an könnten die ersten Schulungen starten. Auf diese Weise soll der Personalmangel in der Branche gemildert werden. Weit mehr als 1000 Stellen müssen allein in Baden-Württemberg im Personennahverkehr auf der Schiene besetzt werden.

Zahlreiche Projektpartner

An dem Projekt beteiligen sich DB Regio Baden-Württemberg, Abellio, GoAhead, Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG), Württembergische Eisenbahngesellschaft (Transdev), Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), sowie die MEV Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft, einem Personaldienstleister im Schienensektor.

Lohn deutlich über Azubi-Gehalt

„Für uns hat das Projekt Modellcharakter, weil es viele Hemmnisse beseitigt, auf die wir bisher gestoßen sind,“ sagt Christian Rauch, der Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. Einen besonderen Vorzug sieht Rauch darin, dass die künftigen Triebfahrzeugführer bereits während der Maßnahme einen Lohn erhalten sollen, der deutlich über der Entlohnung eines gewöhnlichen Auszubildenden liegt. Geplant sei ein Bruttogehalt von rund 2.100 Euro im Monat. „Dies könnte in anderen Branchen, die ebenfalls Fachkräfte unter den Flüchtlingen suchen, auf großes Interesse stoßen“, so Christian Rauch in der Pressemitteilung. Nach Schätzungen der Agentur für Arbeit leben in Baden-Württemberg rund 44.000 Flüchtlinge im gesicherten Status, die arbeitssuchend sind und für das Programm in Frage kommen.

Zur  Pressemitteilung des Verkehrsministeriums

Quelle: https://bnn.de/nachrichten/suedwestecho/verkehrsminister-will-fluechtlinge-zu-lokfuehrern-schulen
Bild: Allianz pro Schiene e.V.