Kleinbahn

Als Kleinbahnen werden Züge bezeichnet, die mit kleinerer Spurweite als die „richtigen“ Eisenbahnen fahren. Diese sind oft mit niedrigerer Geschwindigkeit und einer kleineren Anzahl an Waggons in ländlichen Gebieten unterwegs. Durch ihre Lokalität und geringe Bedeutung für den bundesweiten Eisenbahnverkehr unterlag die Kleinbahn weniger Beschränkungen im Hinblick auf z. B. das Gleisbett. Heute sind nur noch wenige von ihnen in Betrieb. Oft wurden die Strecken im Laufe der Jahre an das Bahnnetz angeschlossen und durch Nebenbahnen ersetzt oder aber der Betrieb komplett eingestellt.

Viele heute noch aktive Kleinbahnen von Vereinen betrieben, welche sich der Erhaltung der Bahnen aufgrund ihres historischen und nostalgischen Werts verschrieben haben.

Geschichte der Kleinbahnen

Beim Ausbau des Schienennetzes in Preußen im 19. Jahrhundert wurden viele kleinere Ortschaften zunächst nicht berücksichtigt, da ein Anschluss an das Netz der Hauptbahnen als nicht wirtschaftlich galt. Im Jahre 1892 trat schließlich das „Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen“ in Kraft mit dem Ziel, Privatinvestoren einzubinden und die Infrastruktur der ländlichen Regionen zu fördern.

Dementsprechend wurden in den Lokalbahnen neben Personen auch landschaftliche Güter wie Tierfutter und Dünger transportiert und bildeten einen wichtigen Teil der Infrastruktur, um kleinere Ortschaften wirtschaftlich einzubinden. Für viele Kinder und Feldarbeiter waren die Lokalbahnen unabdingbar, um zur Schule bzw. zur Arbeitsstelle zu gelangen. Mit der zunehmenden Motorisierung ging der Bedarf am Transportmittel Bahn jedoch kontinuierlich zurück, sodass der Betrieb nach und nach eingestellt wurde.

Das preußische Kleinbahnengesetz ist heute nur noch in Berlin gültig. Viele der ehemaligen Kleinbahnenstrecken werden heute von Nebenbahnen aus dem regulären Bahnbetrieb befahren.

Buckower Kleinbahn vs. Der „rasende Roland“

Zwei bekannte Kleinbahnen, die heute noch in Betrieb sind, sind die Buckower Kleinbahn in Brandenburg und der „Rasende Roland“ auf Rügen.

Die Buckower Kleinbahn wurde 1997 als Erweiterung der preußischen Ostbahn gebaut und umfasst insgesamt vier Haltestellen von Berlin bis Buckow. In den Jahren nach der Inbetriebnahme wurde die Kleinbahn vor allem von Berliner Ausflüglern genutzt und das hohe Fahrgastaufkommen veranlasste die Betreiber dazu, 1929 die Bahnstrecke auf Normalspur umzubauen und zu elektrifizieren, sodass im Mai 1930 der letzte Kleinbahnzug auf der Strecke rollte. Nach der Verstaatlichung durch die DDR gehörte die Strecke schließlich zur Berliner S-Bahn. Nach dem Fall der Mauer und der Übergabe an die Deutsche Bahn AG wurde der reguläre Betrieb schließlich 1994 eingestellt. Der Eisenbahnverein Märkische Schweiz nahm sich der Strecke an und nach aufwändigen Instandsetzungen wurde Bahnbetrieb mit historischen Fahrzeugen im Jahre 2002 wiederaufgenommen. Seit 2012 verkehren auch wieder regelmäßig Güterzüge auf den Gleisen.

Die Rügensche BäderBahn mit dem Spitznamen „Rasender Roland“ wurde zwischen 1895 und 1899 gebaut und galt bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges als eine der meistgenutzten Kleinbahnen Deutschlands. Kriege, Wirtschaftskrisen sowie der mehrfache Wechsel des Betreibers schadeten der Bahn jedoch, sodass die Nutzung immer weiter abnahm und der Betrieb bis 1971 schließlich aufgegeben wurde. 1996 wurde die Bahn privatisiert und bis 2008 wieder instandgesetzt, sodass die Kleinbahn nun mit 30 km/h wieder über die Insel rollt und Touristen wie Einheimische zu insgesamt 14 Stationen bringt.