Berufe wie Fahrdienstleiter/in oder Lokführer/in bringen eine außerordentliche Verantwortung mit sich. Immerhin sind sie dafür zuständig, jeden Tag mehrere Hunderttausend Menschen und viele Tonnen Güter sicher und zuverlässig vom Start- zum Zielbahnhof zu befördern. Um das zu ermöglichen, arbeiten etwa 14.000 Fahrdienstleiterinnen und Fahrdienstleiter an mehr als 1.000 Stellwerken. Verschiedene Bahnunternehmen bieten Ausbildungsplätze an, um auch zukünftig qualifiziertes Personal für diese Tätigkeiten einsetzen zu können. Hier stellt sich dann schnell die Frage: Wie lässt sich eine praxisnahe Ausbildung mit einem großen Lerneffekt für einen Bereich konzipieren, welcher keinen Raum für Unaufmerksamkeiten und Fehlentscheidungen lässt?

Vorteile des Lernens mit einer Simulation

Wie können die Azubis ihr in der Theorie erlerntes Wissen testen, sich angemessen auf den Einsatz im laufenden Betrieb vorbereiten und Handlungssicherheit auch unter Stress festigen, ohne dabei Menschenleben zu gefährden und eventuell große Sachschäden zu verursachen? Die Antwort liegt in einer Simulation. Hier wird die Realität eines Stellwerks detailgetreu nachgebildet, für ein praxisorientiertes Lernen auf zwei verschiedenen Ebenen: dem Logik-Teil und dem Look-and-Feel-Teil.

Die Simulation ermöglicht das Erleben des regulären Betriebs ebenso wie verschiedene Störfälle. Von kleinen Fehlfunktionen der Lampen bis hin zu vollständigen Systemausfällen der Rechner oder Stellwerke lassen sich so Gefahren und Stresssituationen nachbilden, welche in der Praxis eher selten auftreten. Das in der Theorie Gelernte wird so in einem kontrollierten Rahmen angewandt und umgesetzt. So wird die Aufmerksamkeit der Azubis ebenso trainiert wie ihre Entscheidungsfähigkeit und Reaktion auf Stress, ohne dass eine tatsächliche Gefahr besteht.

Ein weiterer Vorteil der Simulation ist die Vorbereitung auf die zunehmende Digitalisierung des Bahnbetriebs. So bereiten sich die Azubis auf ihren Arbeitsalltag in einem Stellwerk vor einer Reihe Bildschirmen vor, welche es zu prüfen und zu steuern gilt.

Die Simulation im Detail

Das Programm, welches derzeit in der Ausbildung der Fahrdienstleiter/-innen eingesetzt wird, besteht aus insgesamt drei Einheiten.
BEST ist die Basis der Simulation und besteht aus zwei verschiedenen Modulen: der Stellwerkssimulation und der Zugsimulation. Die Stellwerkssimulation enthält die Benutzeroberfläche elektronischer Stellwerke von insgesamt fünf verschiedenen Herstellen und über 100 Projektierungen von real existierenden Stellwerken. Der physische Aufbau von BEST ist ebenfalls einem Stellwerk nachempfunden. Etwa ein Drittel der Simulatoren lässt sich abbauen und transportieren.

PRESIM ist die Nachfolgesimulation von BEST. Mit dem Programm „Digitale Schiene“ fördert die Deutsche Bahn den Ausbau der digitalen Infrastruktur und dementsprechend passt sich die Ausbildungen auf die moderneren Gegebenheiten an. PRESIM steht im Detail für „Projekt Re-Design und Erweiterung des Simulationssystems“ und beinhaltet insgesamt drei Ziele: die Anpassung der Simulation auf die Weiterentwicklung der Bestandssysteme, die Einbettung neuer Funktionen und Erweiterung für moderne Ausbildungsmethoden.

Das Selbstlernmodul LUISA – „Lernen und Ueben Interaktiv für die Stellwerks-Ausbildung“ – ist ebenfalls Teil des digitalen Lernangebots. Hierbei handelt es sich um einen Part-Task-Simulator, der sowohl online als auch offline an PCs, Tablets und Notebooks genutzt wird. Nach der Vorstellung der Simulation im Unterricht können die Azubis ihre vorgegebenen Lernziele von jedem Ort aus vervollständigen.

Quelle: Den vollständigen Artikel finden Sie in der Fachzeitschrift „Deine Bahn“, 47. Jahrgang, Oktober 2019, S. 44-46.