Ohne Digitalisierung geht heutzutage fast nichts mehr – das gilt natürlich auch für die Mobilität. Digitale Lösungen sind meist nicht nur schneller, sondern auch effizienter und sicherer. Neben den Schienenfahrzeugen muss aber auch das Gesamtsystem Bahn noch deutlich digitaler werden. Mit dem neuen Stellwerk ist ein erster, wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung getan.

Denn bisher werden bei der Bahn eine Vielzahl unterschiedlichster Typen von Stellwerken eingesetzt. „Im Moment ist der Bahnbetrieb in vielen Punkten noch sehr manuell, von der Aufstellung des Fahrplans bis zur Steuerung“, sagt Kay Euler, Leiter des Programms „Digitale Schiene Deutschland“. „Bei unseren Stellwerken haben wir im Grunde eine komplette Sammlung der deutschen Technologiegeschichte von Kaisers Zeiten bis heute.“ Teilweise müssen Stellwerke sogar noch von Hand betrieben werden, indem über große Hebel und lange Stahlseile Weichen und Signale bedient werden. Das soll sich langfristig ändern!

Startschuss in Bayern ist gefallen

Im Freistaat Bayern wird bis 2021 das erste digitale Stellwerk (DSTW) auf einer Hauptstrecke im deutschen Schienennetz gebaut. Am Pfingstwochenende wurden zwischen Donauwörth und Augsburg 22 Signale errichtet und damit ein rund 21 Kilometer langer Abschnitt im Bereich Meitingen/Mertingen für den späteren digitalen Bahnbetrieb vorbereitet.

„Das ist ein Meilenstein für unser gemeinsames Branchenprogramm Digitale Schiene Deutschland“, bekräftigte DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla am 10. Juni in Berlin. „Das neue Stellwerk ist ein wichtiges Element der Digitalisierung des Schienenkorridors Skandinavien–Mittelmeer, den wir in den nächsten Jahren komplett auf die neuen Technologien umrüsten werden. Es ist damit das erste digitale Stellwerk auf einer Hauptstrecke in unserem Netz.“

Weitere wichtige Streckenabschnitte sollen folgen. So stehen beispielsweise der Knotenpunkt Stuttgart und die Schnellfahrstrecke Köln–Frankfurt auf der Liste der Projekte, die im Rahmen des Rollouts der digitalen Technologien zuerst ausgerüstet werden sollen.

Glasfaser statt Kupfer für mehr Daten

Bei der Umstellung auf Digitaltechnik werden die bisher üblichen Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzt, die wesentlich mehr Daten transportieren können. Die Digitalisierung des Schienenbetriebs könnte nach einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums bis 2040 abgeschlossen werden, die Gesamtkosten werden in dem Papier auf mehr als 30 Milliarden Euro beziffert. Der flächendeckende „Roll-Out“ der neuen Technik soll nach Vorstellung der Bahn Mitte des nächsten Jahrzehnts beginnen.