Wenn es um die Schienenbranche geht, dann kommt dem Land Nordrhein-Westfalen eine hohe Bedeutung zu: Es ist nicht nur das bevölkerungsreichste Bundesland, sondern umfasst auch ein Schienennetz von mehreren tausend Kilometern sowie einige der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Deutschlands. Umso wichtiger, dass es in NRW genügend geschulte und qualifizierte Bahnmitarbeiter gibt, die den Personen- und Güterverkehr – buchstäblich – am Laufen halten.

Zusammen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Rheinland (NVR) und Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) sowie mehreren Eisenbahnverkehrsunternehmen hat das Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen nun das Projekt „Fokus Bahn“ gestartet, mit dem die Personalsituation im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) verbessert werden soll. Dabei stand insbesondere die Frage im Vordergrund, wie neue Mitarbeiter für die Bahn gewonnen werden können – der Fachkräftemangel betrifft schließlich auch zunehmend den Schienensektor.

„Trotz hervorragender Berufsaussichten entscheiden sich immer weniger Menschen für diesen anspruchsvollen Beruf. Allerdings wird die Nachfrage nach Verkehrsdienstleistungen immer größer, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Darüber hinaus gibt es sehr gute Karriere- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. So ist eine Karriere vom Triebfahrzeugführer bis hin zum Geschäftsführer keine Seltenheit“, sagte Anne Mathieu, Geschäftsführerin von Keolis Deutschland, zu den Hintergründen des Vorhabens.

Erstattung der Ausbildungskosten von Lokführern

Für das Projekt kamen verschiedene Branchenvertreter bei der Veranstaltung „Jobparade“ in Düsseldorf zusammen und erläuterten die Hintergründe, Inhalte und Ziele des neuen Programms, das bereits am 1. Januar 2019 gestartet ist und insgesamt drei Jahre dauern soll. Als konkrete Maßnahmen wurden fünf verschiedene Projekte festgelegt, durch die die Situation der Bahn- und Schienenmitarbeiter verbessert werden soll. Eine Maßnahme ist die Erstattung der Ausbildungskosten von Lokführern.

Zum Hintergrund: Wenn angehende Lokführer die dreijährige Ausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ oder als Quereinsteiger eine neun- bis zwölfmonatige Umschulung absolvieren, dann trägt die Kosten dafür das jeweilige Bahnunternehmen. Um zu verhindern, dass Unternehmen aus Angst vor Abwerbeversuchen der Mitbewerber weniger Personal ausbilden, verpflichtete sich das Land NRW nun dazu, die Ausbildungskosten notfalls zu erstatten. Dafür unterzeichnete das Bundesland eine Selbstverpflichtungserklärung. „Dies funktioniert in etwa so wie die Ausbildungsvergütung von Profifußballclubs an die ausbildenden Amateurvereine“, erklärt Joachim Künzel, Programmleiter und Geschäftsführer des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe.

Zusammenarbeit der Bahnunternehmen gefragt

Die „Jobparade“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich verschiedene Eisenbahnunternehmen zusammenschließen, um den Personalmangel in der Branche anzugehen. In diesem Fall waren es die Unternehmen Abellio Rail NRW, DB Regio NRW, Keolis Deutschland – eurobahn, National Express, NordWestBahn, Regiobahn, Rurtalbahn, VIAS Rail und WestfalenBahn, die das Projekt ins Leben gerufen haben. Dazu erklärte Andree Bach, DB Regio-Chef in Nordrhein-Westfalen: „Der Fachkräftemangel trifft nicht nur einzelne Unternehmen, sondern das gesamte System Bahn. Die Personalgewinnung darf deshalb kein Einzelkampf sein. Hier ist Zusammenarbeit gefordert.“

Prominente Unterstützung gab es bei der „Jobparade“ von Guildo Horn, der sich bereits in der Vergangenheit für den Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen eingesetzt hat. „Der Nahverkehr auf der Schiene macht Millionen Menschen mobil. Gleichzeitig bietet die Branche umweltfreundliche Mobilität und zukunftssichere Arbeitsplätze. Für mich ist diese Kampagne deshalb eine Herzensangelegenheit“, erklärte der Entertainer.

 

Quelle: Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: „Ministerium, Verkehr, Presse, Service: Jetzt ist Zusammenarbeit gefordert! Bahnbranche startet Programm zur Personalgewinnung – Verkehrsministerium unterstützt und fördert ‚Fokus Bahn‘“.